Mutterpass - Seite 7 & 8


Gravidogramm

Das Gravidogramm (Schwangerschaftsaufzeichnung) ist das "Herz" des Mutterpasses. Es gibt einen Überblick über den Schwangerschaftsverlauf. Jede Hebamme und jeder Arzt ist schnell über die wichtigsten Veränderungen in der Schwangerschaft informiert. Für Sie selbst ist es eine Erinnerung an die einzelnen Phasen der Schwangerschaft.

Schwangerschaftswoche
Es gibt zwei Möglichkeiten, wie die Schwangerschaftswoche aufgeschrieben wird. Steht hier z.B. 18 + 4 bedeutet dies, dass die Schwangerschaft 18 Wochen plus 4 Tage alt ist. Sie sind also in der 19ten SSW (Schwangerschaftswoche). Manche Ärzte schreiben deswegen 19/4 (19te Woche 4ter Tag). Es entspricht genau 18 + 4. Also sind 10+2 = 11/2, 15+6 = 16/6, 29+1 = 30/1 und 36+1 = 37/1

SSW ggf. Korr
Aufgrund einer Ultraschalluntersuchung kann die vermutete Dauer der Schwangerschaft korrigiert werden.

Fundusstand bzw. Symph.– Fundusabstand
gemeint ist die Messung des Abstandes von oberen Gebärmutterrand (Fundus) und Schambeinfuge (Symphyse).Der obere Punkt der Gebärmutter (Fundusstand) lässt sich gut tasten und zeigt wie Ihr Kind wächst.
In der 24. SSW hat Ihr Kind meist den Nabel erreicht. Ihr Arzt wird dann meist N/0 eintragen. D.h. Ihr Kind ist genau am Nabel zu tasten. N/1 bedeutet, Ihr Kind ist 1 Querfinger unter dem Nabel zu tasten (ca. 23. SSW). Es gibt verschiedene Schreibweisen. Manche Ärzte messen auch den Abstand von Oberkante Schambein zum Fundusstand "Symphysen-Fundusabstand" in cm.
Ein paar typische Einträge sind in der Tabelle dargestellt.

Eintrag
Fundusstand
andere
Schreibweise
entspricht
SSW
Bedeutung Symphysen
Fundusstand
cm
S/0S12.SSWKind am Schambein zu tasten0
2/SS+216. SSWKind 2 Querfinger über Schambein zu tasten6
N/3N-320. SSWKind 3 Querfinger unter Nabel zu tasten17
N/0N24.SSWKind am Nabel zu tasten22
Rb/NN+328.SSWKind zwischen Rippenbogen und Nabel zu tasten26
Rb/3Rb-332.SSWKind 3 Querfinger unter Rippenbogen zu tasten29
Rb/0Rb36.SSWKind am Rippenbogen zu tasten34
Rb/2Rb-240.SSWKind 2 Querfinger unter Rippenbogen zu tasten36


Kindslage
damit ist die Lage des Babys in der Gebärmutter gemeint. In den ersten sechs Schwangerschaftsmonaten dreht und wendet sich das Baby und man kann noch keine Voraussage über die endgültige Lage bei der Geburt machen. Ab der 32. SSW haben dann ca. 80% und bis zum Ende der Schwangerschaft 96% der Kinder die Schädellage eingenommen. Die Einträge im Einzelnen:
– SL: Schädellage, das Kind liegt mit dem Kopf nach unten im Geburtskanal,die häufigste Kindslage
– BEL: Beckenendlage, das Baby liegt mit dem Gesäß nach unten im Geburtskanal
– QL: Querlage
– LWS: Längsstellung, das Baby liegt parallel zur Wirbelsäule der Mutter
– E: das Baby ist mit dem führenden Körperteil, meist der Kopf, ins Becken eingetreten.

Herztöne
Ab der 7. SSW kann man die Herztöne des Kindes nachweisen. Es wird dann ein + Pluszeichen eingetragen. Zuvor wird ein Minuszeichen (-) oder Auslasszeichen (/) eingetragen.

Kindsbewegung
Der Zeitpunkt an dem Schwangere die ersten Kindsbewegungen verspüren ist individuell sehr unterschiedlich. Erstgebärende nehmen meist erst ab der 20. SSW, Zweit– oder Mehrgebärende ab der 17. SSW die Bewegungen Ihres Babys wahr, das wird durch ein Pluszeichen markiert. Spürt die Mutter das Kind noch nicht, wird ein Minuszeichen eingetragen. Eine gravierende Abnahme der Kindsbewegungen kann ein Hinweis auf eine Gefährdung des Kindes sein. Aber auch ungewöhnlich heftiges Strampeln sollte Sie veranlassen zum Arzt zu gehen.

Ödeme
Ödeme sind Wasseransammlungen. Bei geringer Ausprägung finden sie hier ein +Zeichen. Bei sehr starken Ödemen finden Sie drei Pluszeichen +++.

Varikosis
Erweiterung von venösen Blutgefäßen bzw. Krampfadern. Sie können schwach oder stark ausgeprägt sein. Man würde dies durch ein, zwei oder drei Kreuzchen bewerten.
Krampfadern treten gerne hormonell bedingt in der Schwangerschaft erstmalig auf und bilden sich oft wieder zurück. Zur Vorbeugung gilt: Beine hochlagern, für ausreichende Bewegung sorgen und evtl. Kompressionsstrümpfe tragen.

Gewicht
Gewicht – die durchschnittliche Gewichtszunahme in der Schwangerschaft beträgt etwa 11 bis 15 kg. Entscheidend ist das Ausgangsgewicht. Untergewichtige Frauen sollten in der Schwangerschaft mehr, übergewichtige Frauen eher weniger zunehmen. In den ersten drei Monaten bleibt das Körpergewicht im allgemeinen unverändert oder nimmt sogar geringfügig ab (Übelkeit, Erbrechen)! In den darauffolgenden Monaten gilt eine Gewichtszunahme von bis zu 2kg (500g/Woche) als normal. Lassen Sie sich von ein paar Pfunden mehr nicht besonders beunruhigen. Allerdings kann eine plötzliche, starke Gewichtszunahme (über 500 Gramm/Woche) ein Hinweis auf eine vermehrte Flüssigkeitseinlagerung sein und muss untersucht werden.

Blutdruck RR –Blutdruck, z.B. 120/60. Die erste Zahl entspricht dem oberen (systolischen) Blutdruckwert, die zweite Zahl dem unteren (diastolischen) Blutdruckwert.
Sinkt der Blutdruck unter 100/60 spricht man von einer Hypotonie. Sie ist aber meist nur behandlungsbedürftig, wenn Beschwerden auftreten wie Schwindelgefühl oder Kollapsneigung.
Steigt der Blutdruck über 140/90, spricht man von einem Hypertonus oder auf die Schwangerschaft bezogen von einer Gestose. Ist der Blutdruck beständig erhöht, ist eine medikamentöse Behandlung unumgänglich, da sonst große Gefahr für Leben und Gesundheit von Mutter und Kind drohen. Gegen Ende der Schwangerschaft würde man eine Geburtseinleitung erwägen. Die frühzeitige Erkennung des schwangerschaftsbedingten Bluthochdrucks ist eine der wichtigsten Aufgaben der gesamten Vorsorgeuntersuchung.

Hb (Ery)
Sinkt der Hämoglobin-Wert (Hb) unter 12,0 spricht man von einer Anämie, die mit einem Eisenpräparat behandelt werden sollte. Durch den natürlichen Blutverlust bei der Geburt, kann sonst die Regeneration deutlich verlängert werden. Die Erythrozyten (Ery) werden teilweise mitbestimmt, um spezielle Formen von Anämie zu erkennen.

Feld Sediment
Untersuchungen aus dem Mittelstrahlurin bzw. aus dem Urin–Sediment. Was bedeutet ein oder mehrere + als Befund?
Eiweiß + Dies kann ein Hinweis auf eine Gestose, erhöhter Blutdruck in der Schwangerschaft, sein. Meist gerät aber nur etwas Scheidensekret, das viel Eiweiß enthält, in den Urin. Also kein Problem und lediglich kontrollbedürftig.
Zucker + Dies kann ein Hinweis auf eine Zuckerkrankheit sein. Ein solcher Befund muss durch Blutuntersuchungen kontrolliert werden.
Nitrit + Dies kann ein Hinweis auf eine Harnwegsinfektion sein. Nitrit ist ein Stoff der von Bakterien ausgeschieden wird.
Blut + Dies kann ebenfalls ein Hinweis auf eine Harnwegsinfektion oder Erkrankung der Nieren sein.
Sediment Zusätzliche mikroskopische Untersuchung von zentrifugiertem Urin. Diese Untersuchung kann die Voruntersuchungen bestärken oder entkräften.

vaginale Untersuchung
Bei der vaginalen Untersuchung (Untersuchung über die Scheide) wird kontrolliert, ob der Muttermund geschlossen ist, der Gebärmutterhals verkürzt ist oder eine Scheideninfektion vorliegt. Es sollen also drohende Frühgeburten erkannt werden.
Die Schreibweisen können hier sehr unterschiedlich sein. Ein paar mögliche Beispiele sind in den Tabellen aufgeführt.

+C3Gebärmutterhals voll erhalten 3 cm
1/2C2Gebärmutterhals verkürzt auf 2 cm
1/3C1Gebärmutterhals verkürzt auf 1 cm
0C0Gebärmutterhals verstrichen
0MM geschlMuttermund geschlossen
FKMM für Fi KuMuttermund für Fingerkuppe eingängig
FeMM für FiMuttermund für Finger eingängig
FdMM für FiMuttermund für Finger durchgängig
2 FdMM für 2 FiMuttermund für 2 Finger durchgängig


Risiko-Nr. nach Katalog B
Hier wird zur schnellen Orientierung des Arztes eine Symbolnummer von Seite 6 für mögliche Schwangerschaftskomplikationen eingetragen